Koalas, Kängurus, Wombats – mit diesen Tieren verbindet man einen Kontinent: Australien. Naturkatastrophen wie Buschfeuer machen den Tieren das Überleben schwer. Um den ohnehin schon vom Aussterben bedrohten Koala zu retten, gibt es Down Under seit einigen Jahren spezielle Krankenhäuser für die flauschigen Patienten.
Die Bilder von 2019 haben viele Menschen noch im Kopf: Koalas mit verbrannten Pfoten und angesengtem Fell. Es waren die schlimmsten Buschbrände seit mehreren Jahren. Helfer aus aller Welt haben damals für die Beuteltiere gestrickt. Mit Hilfe der so speziell angefertigten Socken konnten die Brandwunden gut versorgt werden. Das Schicksal der knuffigen Kerlchen ging einem richtig ans Herz.
In Australien gibt es viele Freiwillig, die sich nicht nur bei solchen Katastrophen um die Tiere mit Vorliebe für Eukalyptus kümmern. Es gibt mehrere verschiedene „Krankenhäuser“ für Koalas. So hat zum Beispiel Port Stephens seit 2010 bereits mehr als 650 Koalas das Leben gerettet. Die Idee, den verletzten Beuteltieren zu helfen, entstand aber schon 1987. Auch das Northern Rivers Koala Hospital hat sich voll und ganz der Fürsorge der australischen Kletterkünstler verschrieben. Diese Einrichtung ist seit 1986 auf einer Fläche von zehn Quadratkilometern für die Kleinen da.
Das älteste, seit mehr als fünfzig Jahren bestehende Wohltätigkeitsprojekt für die kleinen „Bären“ ist in Port Macquarie zu finden. Man kann die Patienten sogar dort besuchen! Die Einrichtung kann auf eigene Faust erkundet werden oder mit einer speziellen Führung. Ungefähr 150 Freiwillige kümmern sich um etwa 250 hilfsbedürftige Koalas.


Die kuschelig wirkenden Australier brauchen leider oft Hilfe. Einer der größten Feinde für die Beuteltiere sind normale Haushunde. Es kommt jährlich zu vielen Bissattacken. Noch öfter werden die Tiere von Autos angefahren. 52 % der gemeldeten Todesfälle von wilden Koalas gehen auf einen Zusammenstoß mit einem Fahrzeug zurück. Ein großes Problem stellt die Chlamydieninfektion dar. Einer Studie von 2023 zufolge leiden je nach Region bis zu 89 % aller Koalas unter dieser Geschlechtskrankheit.
Wie läuft eine Behandlung im Krankenhaus ab?
Wird ein verletzter/kranker Koala gefunden, wird er unverzüglich ins Hospital gebracht. Dies geschieht entweder von den Findern selbst oder mittels Anruf bei einer speziellen Hotline. Die Abholung des Patienten erfolgt dann durch einen Mitarbeiter. Sofort nach Ankunft folgt die Erstuntersuchung. Die erhobenen Daten (Gewicht, Geschlecht, Maße, eventuell vorhandener Chip) werden zunächst in die Datenbank eingetragen. Dabei wird sofort abgeglichen, ob das Tier schon in der Station bekannt ist.
Autounfallopfer und tierische Patienten mit Hundebissen bekommen unverzüglich Hilfe. Bei einer unklaren Erkrankung steht erst einmal eine 24-stündige Quarantäne an. Am folgenden Tag wird der kranke Koala anästhesiert und umfangreicher untersucht. Hierbei erfolgt neben einer Blutabnahme und der Entnahme von Gewebeprobe auch eine Ultraschalluntersuchung. Aufgrund der Erkenntnisse wird dann ein Behandlungsplan erstellt. Leider auch manche Tiere eingeschläfert werden, um ihnen unnötige Leiden zu ersparen.
Diagnose Chlamydien
Wird eine Chlamydieninfektion festgestellt, erhält das Tier für sechs Wochen ein Medikament. Manchmal ist die Krankheit so fortgeschritten, dass auch eine OP notwendig ist. Nach der mehrwöchigen Behandlungszeit wird der Koala zwei Wochen im Gehege alleine gelassen. Um anschließend sicherzustellen, dass die Behandlung angeschlagen hat, wird der Patient nochmals anästhesiert und untersucht. Stellt sich heraus, dass der Koala gesund ist, wird er mit einem Chip versehen und nahe seiner Fundstelle wieder entlassen. Durch den Chip lässt sich bei einer erneuten Einlieferung durch einen Blick in die Krankenakte manchmal schneller eine Diagnose stellen.

Was wird noch alles im Hospital gemacht?
Die Hauptaufgabe ist das Retten von verletzten und erkrankten Koalas. Um schnell helfen zu können, wird auch eine spezielle Koala-Ambulanz eingesetzt. Leider kommt es immer wieder vor, dass weibliche Mutterkoalas angefahren/angegriffen werden. Im schlimmsten Fall übernimmt das Krankenhaus dann die Aufzucht der Waisen.
Nach einem überstandenen Unfall ist in manchen Fällen eine Rehamaßnahme nötig. Auch darum kümmert man sich. Die schönste Aufgabe ist jedoch sicherlich die Entlassung von geheilten Patienten. Dies geschieht unmittelbar bei der ehemaligen Fundstelle.
Um effiziente Behandlungsmethoden bei der Chlamydieninfektion zu entwickeln, forscht die Einrichtung ständig nach erfolgversprechenden Medikamenten.
Es gibt aber auch Maßnahmen für die in Freiheit lebenden Tiere: So wurden schon mehr als 14.000 neue Eukalyptusbäume gepflanzt und 150 Trinkstationen für die Tiere errichtet.
Wie kann man helfen?
Bei allen genannten Krankenhäusern handelt es sich um NGOs, also Wohltätigkeitsorganisationen. Sie finanzieren sich ausschließlich über Spenden, Erwähnungen in Testamenten oder Adoptionen von Koalas. Dies lässt sich einfach online bewerkstelligen: Einfach einen Koala aussuchen, ein Formular ausfüllen. Je nach gewählter Option erhält man ein Zertifikat zum Ausdrucken oder Unterlagen auf dem Postweg zugeschickt. Die Adoption gilt jeweils für ein Jahr. Falls man einige Zeit in Australien verbringt: Vor Ort werden auch immer wieder Freiwillige zum Helfen gesucht.


Zum Abschluss noch ein paar Koala-Facts:
- Sie sind keine richtigen Bären. Sie gehören zur Gattung der „Beutelsäuger“ (Metatheria). Sie kommen ausschließlich auf dem australischen Kontinent vor.
- Koala Babys werden als Joey bezeichnet. Sie klettern mit ca. fünf bis sechs Monaten das erste Mal aus dem Beutel der Mutter. Sie sind aber ungefähr bis zum Alter von zwölf Monaten abhängig von der Mutter und trinken ihre Milch. Geschlechtsreif werden die Tiere mit ca. vier Jahren.
- Das ist dann die Zeit, sich ein eigenes Revier zu suchen. Dieses kann bis zu 100 Hektar groß sein – für einen Koala. Australien ist ein großes Land.
- Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Eukalyptus. Dabei sind sie da sehr wählerisch: Von den ungefähr 900 Eukalyptusarten fressen sie nur ca 10 Sorten. Außerdem fressen sie noch Blumen, Rinde und die Pflanzen Allocasuarina, Corymbia und Melaleuca. Ihre Hauptnahrung, der Eukalyptus, ist sehr schwer verdaulich und hat nur wenige Nährstoffe. Dies kompensieren die Beuteltiere, indem sie 18-20 Stunden pro Tag schlafen. So sparen sie viel Energie. Ein ausgewachsener Koala frisst bis zu einem Kilo Blätter am Tag. Dabei werden die Mahlzeiten immer wieder durch kurze Nickerchen unterbrochen.
- Weibliche Koalas werden zwischen 15 und 18 Jahre, die Männchen nur 10-15 Jahre. Der älteste Koala lebte im Port Macquarie Hospital und starb 2011 im stattlichen Alter von 25 Jahren.
- Koalas haben keine natürlichen Fressfeinde. Die meisten Verletzungen werden durch Haushunde, Autounfälle oder durch Eulen oder Keilschwanzadler verursacht (für Joeys gefährlich).
- Seit 2022 stehen Koalas auf der Liste der gefährdeten Tiere. Überhaupt, die vielen Buschfeuer machen den Tieren sehr zu schaffen. Sie sind zu langsam, um wegzulaufen und flüchten sich stattdessen auf die Bäume, was einem Todesurteil gleich kommt. Alleine die Buschfeuer, die 2019 gewütet haben, haben mehr als 60.000 Koalas das Leben gekostet.
Mehr Informationen und auch die Möglichkeit einen Koala zu adoptieren gibts hier:
Quellen:
Homepages der drei Koala Hospitals
https://www.uq.edu.au/news/article/2023/09/cars-chlamydia-and-canines-are-biggest-koala-killers
https://wildlifehealthaustralia.com.au/Portals/0/ResourceCentre/FactSheets/Mammals/Chlamydia_in_koalas.pdf
Fotocopyright: Ingrid Müller
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