Es war einmal Diego, ein kleiner Junge der in einem mexikanischen Dorf lebte. Es war Herbst und der Día de los Muertos, der Tag der Toten, rückte näher. Gemeinsam mit seiner Familie bereitete sich Diego auf das große Fest vor. Das ganze Dorf war mit bunten Papiergirlanden geschmückt, in den Häusern standen frische Blumen und auf den Marktplätzen gab es leckere Snacks. Während Diego sich einen Churro schmecken ließ, fragte er seine Mutter „Warum feiern wir eigentlich den Día de los Muertos?“
Sie nahm ihn lächelnd zu Seite. „Der Día de los Muertos ist ein besonderer Tag, an dem wir unsere geliebten Verstorbenen feiern. Es ist aber kein trauriger Tag, sondern ein fröhliches Fest. Wir glauben, dass an diesem Tag unsere Vorfahren wieder zu uns zurückkehren und uns besuchen.“
Diego sah sie mit großen Augen an. „Sie kommen echt zurück?“
„So sagt es die Tradition“, fuhr seine Mutter fort. „Wir bauen Ofrendas, also Altare und stellen Fotos, Kerzen und das Lieblingsessen der Verstorbenen darauf, damit sie sich bei uns willkommen fühlen. Außerdem stellen wir noch Cempasúchil Blumen auf, damit sie auch den Weg zu uns finden.
In den nächsten Tagen half Diego fleißig mit, als die Familie den Altar aufstellte. Er war für seinen bereits vor einigen Jahren verstorbenen Großvater. Fotos von ihm kamen auf den Altar und ein speziell für ihn gebackenes, süßes Brot, das Pan de Muerto wurde neben die Bilder gelegt. Schokolade und die Lieblingsspeise seines Opas stand auf seinem Altar. Jetzt fehlte nur noch eine kleine Calavera, ein aus Zucker gemachter Totenkopf.
Das machte Diego etwas stutzig. „Warum kommt da auch ein Totenkopf auf den Altar?“
„Weißt Du, die Calaveras sind einfach eine Erinnerung daran, dass der Tod Teil des Lebens ist. Man braucht aber keine Angst vor dem Tod zu haben,“ fuhr sie fort. „Wir hier in Mexiko sind fröhlich und lachen sogar über den Tod. Wir wissen, dass die Verstorbenen immer bei uns sind, auch wenn sie nicht mehr hier leben.“
Es wurde Abend, bis der Altar fertig war. Die Familie ging anschließend gemeinsam auf den Friedhof. Hier war alles voller Lichter und Blumen. An den Gräbern standen Menschen, die ihre verstorbenen Angehörigen feierten. Es war kein stilles Gedenken, nein, es wurden Geschichten von früher erzählt und auch Lieder gesungen. Diego hörte genau zu und obwohl er seinen Großvater nie kennengelernt hat, hatte er doch das Gefühl, ihm ganz nah zu sein.
So lehrte der Día de los Muertos den kleinen Jungen, dass das Andenken der Verstorbenen immer lebendig bleibt – in den Herzen derer, die sie lieben.
Photocredit: Ingrid Müller
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