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Wer war Sokrates?

Diesen Spruch hat wohl jeder schon einmal gehört: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Er stammt von Sokrates, einem der bekanntesten Philosophen des alten Griechenlandes. Damit endet aber auch meist schon das Wissen über den Athener. Hier ein paar Details zu seinem Leben:

Machen wir eine kleine Zeitreise. Ein kleiner Vorort von Athen, 469 vor Christi. Der Bildhauer Sophroniskus und seine Frau Phänareta waren überglücklich. Ihr kleiner Sohn Sokrates, war geboren! Einige Jahre später gab es in der Familie einen Zwist: Sokrates´ Vater wollte, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt und Bildhauer wird. Aber der Junge hatte einfach kein Talent im Umgang mit Werkzeug. Dennoch haderte Sokrates jahrelang damit, ob er es nicht doch hinkriegen würde. Immerhin war es ein gut bezahlter Job. 

Doch diese Überlegungen waren wie weggewischt, als er Kriton kennenlernt. Der Athener wird zu seiner Muse und lässt ihn sein echtes Talent erkennen. Nachdem er einige Zeit mit den damaligen Gelehrten (wie unter anderem Prodikus und Archlaus) verbracht hatte, stand für ihn fest: Er wollte den Menschen mit Philosophie die Augen öffnen. Die Athener sollten seinem Motto folgen und „Mutig sein im Denken und nie das Zweifeln aufgeben“. 

Wer aber jetzt denkt, er hätte immer nur diskutiert, der irrt. In Sokrates Leben ist einiges passiert: Er kämpfte mit Mitte dreißig gegen die Potidäer, überlebte die grassierende Pest und trotzte auch einer für Athen unüblichen Kältewellen. Den Großteil seines Lebens widmete er aber dem Debattieren mit seinen Landsleuten. Er philosophierte mit ihnen auf der Straße, im Badehaus oder auch in Privathäusern.

Eine Büste von Sokrates. Sie ist weiß und steht vor einem blauen Hintergrund. Man sieht ihn bis zu den Schultern. Er hat eine Glatze, trägt Vollbart und sieht ernst aus.
Sokrates nahm für seine Dienste kein Geld an. Er wollte den Menschen helfen.
Die griechische Agora in Athen. Man sieht einen großen Platz auf dem überall Überreste von Gebäuden stehen. Es sind auch Bäume zu sehen und einige Schönwetterwolken am ansonsten strahlend blauen Himmel.
Sokrates verbreitete auch hier seine Lehren: Auf der Agora, einem Marktplatz.

Dabei wandte er eine interessante Taktik an: Die „Mäeutik“ oder auch Hebammenkunst. Er stellte dabei viele Fragen ganz nach seiner Erkenntnis: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Sein Ziel war es, das Gegenüber mittels Fragen zu eigenen Schlüssen zu bringen. Die Leute sollten nicht belehrt werden, sie sollten einfach selbstständig denken. Sokrates war fest überzeugt, dass es keine festen Wahrheiten gibt. Jede „Wahrheit“ müsse sich seiner Ansicht nach immer wieder neuen Zweifeln und Nachfragen stellen.

Das Wort Philosophie bedeutet übersetzt „Liebe zur Weisheit“.

Dabei ging er ganz subtil vor. Er begann mit einer harmlosen Frage, um sein Gegenüber in ein Gespräch zu verwickeln. Nach und nach ging die Diskussion immer weiter Richtung Ethik. Mit Fragen wie „Was ist gut?“ oder „Was ist gerecht“? versuchte er die Wahrheit aus seinen Gesprächspartnern herauszulocken. Denn er ist überzeugt, dass jeder Mensch die Wahrheit schon in sich trägt. Sie muss nur herausgeholt („geboren“ – daher Hebammenkunst) werden. 

Sokrates hielt es nicht für nötig, seine Lehren und Erkenntnisse irgendwo schriftlich festzuhalten. Alles, was über ihn bekannt ist, stammt von den Aufzeichnungen seiner Schüler. Insbesondere Platon und Xenophon leisteten mit ihren Notizen großartige Arbeit. Platon beispielsweise hat das Denken und sogar ganze Dialoge seines Lehrers schriftlich festgehalten.

Der Anfang vom Ende.

Leider war es im alten Athen mit der Redefreiheit nicht weit her. Sokrates hielt mit seiner Meinung über den ein oder anderen einflussreichen Athener nicht hinterm Berg. Aber auch bei seinen Philosophiekollegen hatte er nicht nur Freunde. So wurde er für seine Art, Gespräche zu führen, scharf angegriffen. Aber das war das kleinste Problem. Denn Sokrates war angeklagt worden – und die Beschuldigungen hatten es in sich.

Dem Philosophen wurde „Missachtung der Götter“ vorgeworfen. Er soll außerdem die Jugend verdorben haben. Zur Verhandlung kamen ungefähr 500 Geschworene. Sokrates war nämlich schon zu Lebzeiten sehr populär. So hat sich einer seiner Schüler sogar als Frau verkleidet, um ihn aufsuchen zu können. Dem gebürtigen Megarsener war es per Todesstrafe verboten, das Gebiet des verfeindeten Athen zu betreten. Aber ein Besuch bei seinem Lehrer waren ihm das Risiko wert. Und nun stand Sokrates vor Gericht und die Menge erwartete eine Entschuldigung. 

Das sah Sokrates aber nicht ein. Ganz im Gegenteil. Er ging in die Offensive und attackierte sogar seinen Ankläger! Mit Worten wohlgemerkt. Der Angeklagte begann eine Diskussion, die zeigen sollte, dass sein Kontrahent unvernünftig und gedankenlos war. Die Taktik ging jedoch gehörig nach hinten los. Statt einige Jahre im Gefängnis erwartete ihn nun die Todesstrafe. 

Man sieht Felsen mit einer Höhle, die vergittert ist.
Hier wurde Sokrates gefangen gehalten.
Das Gefängnis von Sokrates von Innen. Die Höhle geht in eine kleinere über.
In der Gefängnishöhle konnte man nicht einmal richtig aufrecht stehen.

„Lauf weg!“

Seine Freunde flehten ihn an, doch zu fliehen. Aber Sokrates war stur. Seiner Ansicht nach wäre eine Flucht schlimmer gewesen als die eigentliche Strafe. Da sah er lieber dem Tod ins Auge. Die Exekution sollte durch den Schierlingsbecher vollzogen werden. Das giftige Getränk aus dem gefleckten Schierling war damals die übliche Hinrichtungsmethode.

Sokrates saß ein letztes Mal mit seinen Freunden zusammen, nahm noch einmal ein Bad und sagte seinen drei Söhnen Lebwohl. Im Beisein seiner Freunde und seiner Muse Kriton nahm er schließlich den Becher und leerte ihn in einem Zug. Ohne auch nur ein Zeichen von Nervosität oder Angst.

Platon schrieb in seinem Werk „Phaidon“ über den Tod von Sokrates:

„dann sagte er (Sokrates), er fühle seine Beine schwer werden und legte sich auf den Rücken, wie der Scherge ihm befohlen hatte. Gleich danach trat dieser auf ihn zu, untersuchte eine Zeit lang seine Füße und Beine, drückte ihm dann sehr stark den einen Fuß und fragte ob er es fühle. Sokrates verneinte. Darauf drückte er ihm die Beine, hob seine Arme in die Höhe, um zu zeigen, dass der Körper erstarre und steif werde. Er betastete ihn von neuem und sagte uns, dass Sokrates uns verlassen haben würde, sobald die Erkaltung das Herz erreicht hätte. …“

Sokrates starb im Jahr 399 v. Chr. Er hinterlässt uns dank seiner Schüler Platon und Xenophon viele Weisheiten und gilt als Begründer der „autonomen Ethik“. Selbstverständlich kann man nicht über Sokrates schreiben und dann keine seiner Zitate aufführen. Hier einige seiner inspirierendsten Aussagen:

  • In jedem Menschen ist Sonne, man muss sie nur zum Leuchten bringen.
  • Wie der Mensch, so seine Rede.
  • Heirate auf jeden Fall. Wenn du eine gute Frau bekommst, wirst du glücklich. Wenn du eine schlechte Frau bekommst, wirst du Philosoph.
  • Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.
  • Mensch, erkenne dich selbst, dann weißt du alles. 

Zum Abschluss noch eine interessante Tatsache: Es gibt die Verschwörungstheorie, dass Sokrates nie wirklich gelebt hat. Eben weil er nie etwas aufgeschrieben hat. Ich lasse das einfach mal so stehen. 

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