Ein Mausoleum in Edinburgh. Es ist die letzte Ruhestätte von Bloody Mackenzie, einem schottischen Rechtsgelehrten, der unfassbare Gräueltaten an seinen Landsleute verübt hat. Das Mausoleum ist von der Grundfläche rund, hat zwei hohe Türen an der Vorderseite, die mittels Schloss zugesperrt sind. Es ist aus Stein.

Edinburgh – Bloody Mackenzie kommt nicht zur Ruhe

Die Einheimischen meiden es, Touristen sind fasziniert und buchen sogar extra Touren zu seinem Grab: Sir George Mackenzie hält die Welt bis heute in Atem. Wer war der Massenmörder, der selbst Jack the Ripper alt aussehen lässt?

Das „Schwarze Mausoleum“ ist sogar bei Tageslicht richtig unheimlich. Kennt man aber auch noch die Geschichte dazu, möchte man eigentlich keinen Fuß in den Friedhof von Edinburgh setzen. Und schon gar nicht in die Nähe von Mackenzies Grab kommen.

Wer war der Mann vom "Schwarzen Mausoleum"?

Sir George Mackenzie of Rosehaugh, 1636 in Dundee, Schottland geboren, wollte schon immer der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen. So wurde er nach jahrelangem Studium 1659 als Anwalt zugelassen. Leider meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm (oder eher seinen Klienten), denn er verlor gleich einen seiner ersten Fälle. Das hatte für seinen Mandaten Archibald Campell (Marquis Of Argyll) nicht etwa jahrelanges Gefängnis zu Folge. Der Adelige wurde enthauptet und sein Kopf vor den Toren von Edinburgh aufgespießt zur Schau gestellt. Im 17. Jahrhundert wurde definitiv kein Kuschelkurs gefahren. Mackenzies Karriere nahm nichtsdestotrotz Fahrt auf: Er wurde zuerst stellvertretender Richter und 1677 sogar Generalstaatsanwalt von Schottland (Lord Avocate of Scotland). Während seiner Zeit als Richter war er gnädig und nahm Menschen sogar in Schutz, indem er Frauen bei Hexenprozessen verteidigte.

Als Staatsanwalt zeigte er jedoch seine unbarmherzige Seite: Damals gab es einige religionsbedingte Unruhen im Land. Die Aufständischen wurden auf Anweisung von Mackenzie im Friedhof von Edinburgh untergebracht. Der für die Gefangenen vorgesehene Abschnitt von Greyfriars Kirkyard glich etwas, das erst viele Jahrzehnte später populär werden würde: Es war eines der ersten Konzentrationslager. Die Insassen erhielten pro Tag gerade mal drei Scheiben Brot, sie wurden gefoltert und den Winter mussten sie draußen verbringen. Das glich einem Todesurteil, wenn man die Temperaturen in Schottland bedenkt. Die wenigen, die diese Tortur überlebten, wurden als Sklaven verkauft. Diese unmenschliche Behandlung brachte Mackenzie den NamenBloody Mackenzie ein. Er wird für den Tod von ca. 18.000 seiner Landsleute verantwortlich gemacht.

Schwarz/Weiß Porträt von Bloody Mackenzie aka George Mackenzie. Der schottische Richter und Staatsanwalt hat tausende zum Tode verurteilt und ist nun angeblich dazu verdammt, auf dem Friedhof von Edinburg zu spuken. Man sieht auf dem Mann einen Mann in den Vierzigern mit lockigem, schulterlangen Haar, wahrscheinlich eine Perücke. Er trägt ein helles Hemd mit Rüschen an der Brust. Er steht seitlich und sieht direkt in zum Maler. Er wirkt ernst.
George Mackenzie zu seinen Lebzeiten (1636 - 1691)

1691 starb er in London und wurde in einem Mausoleum im Greyfriars Kirkyard, Edinburgh beigesetzt. Ironischerweise nur wenige Meter von seinem selbst eingerichteten KZ entfernt. Doch damit endet die Geschichte nicht (und jetzt wird es gruselig): Überlieferungen zufolge bewegte sich sein Sarg von selbst. Die Leute erzählten sich, seine Seele versuchte, den Geistern der Toten zu entfliehen. Der Toten, die er auf dem Gewissen hatte. Kurz darauf tauchten erste Berichte von vermeintlichen Übergriffen auf Friedhofsbesucher auf.

"Ein Kratzen kam aus dem Inneren des Sarges"

Alten Berichten zufolge suchte im 19. Jahrhundert ein Kleinkrimineller Zuflucht im Schwarzen Mausoleum. John Hayes war auf der Flucht vor der Polizei und versteckte in Mackenzies letzter Ruhestätte. Er lebte dort sechs Monate lang und kam nur raus, um sich etwas zu Essen zu suchen. Als die Polizei ihn schließlich doch aufspürte, war er mit dem Nerven am Ende. Hayes behauptete, der Deckel von Mackenzies Sarg hätte sich des Nachts bewegt und ein Kratzen aus dem Inneren des Sarges sei zu hören gewesen. Über die nächsten Jahrzehnte gab es immer wieder Berichte von Ohnmachtsanfällen oder auch Kratzern, die Friedhofsbesuchern auf unerklärliche Weise zugefügt worden waren.

Laut der Zeitung „Daily Record“ brach ein Mann im Winter 1999 ins Mausoleum ein. Der Obdachlose suchte nur Schutz vor der Kälte. Er beschloss, die Grabstätte zu durchsuchen. Vielleicht würde er sogar etwas finden, das er später brauchen könnte? Nachdem er das eiserne Gitter im Boden der Gruft entfernt hatte, ging er eine kleine Wendeltreppe zu einer zweiten Kammer hinunter.

Plötzlich gab der Boden unter ihm nach und er fiel durch eine verrottete, hölzerne Abdeckung in eine weitere Kammer. Diese war so versteckt, dass bis dato niemand von ihrer Existenz wusste. Der Obdachlose fiel circa zwei Meter tief und landete unsanft auf dem vermeintlichen Boden. Wie sich später herausstellte, wurde dieser Raum für die Beerdigung der Pestleichen benutzt. Die Körper wurden durch die Öffnung in die Kammer befördert und die Holzklappe dann versiegelt. Der Mann war also auf einer Ansammlung von Leichen gelandet. Obwohl die Körper seit hundert Jahren dort lagen, waren einige wegen der guten Versiegelung der Kammer und der Konsistenz der umliegenden Erde noch nicht völlig verwest.

Als er realisierte, worauf er da gelandet war, setzte die Panik ein. Der Mann stürzte, beschmiert mit Leichenüberresten und nach Verwesung stinkend aus der Grabstätte. Dabei übersah er einen herausstehenden Nagel am Eingang der Gruft und zog sich eine blutende Wunde am Kopf zu. Der Friedhofswächter, der seine übliche Runde drehte, bemerkte die Schreie des Obdachlosen. Er rannte in seine Richtung – und blieb fassungslos stehen. Ein blutüberströmter Mann, der erbärmlich nach Verwesung roch und mit etwas Ekelhaften beschmiert war, lief ihm entgegen. Als der Wärter bemerkte, dass diese verstörte Gestalt aus Richtung von Mackenzies Grab kam, war das zu viel. Er floh Hals über Kopf vom Friedhof. Der Wachmann gab am nächsten Tag seine Erlebnisse bei der Polizei zu Protokoll, der Obdachlose wurde jedoch nie mehr gesehen. 

Bild eines Friedhofes, blauer Himmel, Bäume stehen im Hintergrund. Grüner Rasen mit einigen Grabmalen. Die Grabsteine sind bräunlich.
Greyfriars Kirkyard in Edinburgh

Es wurde immer schlimmer...

Nach diesem Vorfall häuften sich die Behauptungen über Vorfälle am Greyfriars Kirkyard. Unerklärliche Geräusche, Schwindelanfälle in der Nähe des Mausoleums, blaue Flecken bei Friedhofsbesuchern wurden gemeldet. Abergläubische Menschen waren der Ansicht, dass der Obdachlose die Totenruhe von Bloody Mackenzie gestört habe. Einige dachten auch, es sei Mackenzie selbst gewesen, der aus seinem Grab gestiegen sei. Diese Theorien befeuerten die Stimmung noch mehr. Es uferte so sehr aus, dass sich der Stadtrat von Edinburg etwas unternehmen musste. Das Schwarze Mausoleum wurde verschlossen und der Zugang wurde für die Öffentlichkeit untersagt. Der ortsansässige Autor Jan Andrew Henderson beantragte eine Sondergenehmigung für den Eintritt ins Mausoleum. Er wollte Touristenführungen zu Mackenzies Grabmal zu machen und seine Geschichte zu erzählen. 

Ein Mausoleum in Edinburgh. Es ist die letzte Ruhestätte von Bloody Mackenzie, einem schottischen Rechtsgelehrten, der unfassbare Gräueltaten an seinen Landsleute verübt hat. Das Mausoleum ist von der Grundfläche rund, hat zwei hohe Türen an der Vorderseite, die mittels Schloss zugesperrt sind. Es ist aus Stein.
Die letzte Ruhestätte von Bloody Mackenzie

Hendersons „City Of The Dead“ Tour erhielt exklusiven Zutritt zum Grab – und seitdem stieg die Zahl der gemeldeten Vorfälle wieder. Laut verschiedenen Medien und dem Veranstalter der Tour, Black Heart Entertainment, gab es mehr als 350 Fälle von Übergriffen auf Menschen. Die gemeldeten Vorfälle reichen von Kratzern, dem Gefühl eines kalten Schauers bis hin zu Blutergüssen und Würgemalen. Abgesehen von körperlichen Angriffen wurde auch von Störungen bei elektronischen Geräten wie Kameras und ähnlichem berichtet.

Wir brauchen einen Exorzisten!

Ungewöhnliche Vorkommnisse verlangen nach ungewöhnlichen Methoden. Der Geistliche Colin Grant wurde mit einem Exorzismus am Mausoleum beauftragt. Nach stundenlangen Gebeten und Beschwörungen gab er auf. Seine Bemühungen waren umsonst. Die Vorfälle hörten nicht auf und dauern – laut Eintragungen in diversen Internetforen – bis heute an.

Ein 17- und ein 15-Jähriger verschafften sich 2003 Zutritt zum Schwarzen Mausoleum. Sie brachen Mackenzies Sarg auf und entfernten seinen Schädel mithilfe eines Taschenmessers. Der 17-Jährige missbrauchte den Schädel Mackenzies als Handpuppe und simulierte sogar Oralsex mit ihm. Er wurde später dabei erwischt, als er zum Friedhof zurückkehrte, um ein Mädchen von seiner Tat zu überzeugen. Sie hatte seine Geschichte vom Einbruch ins Mausoleum nicht geglaubt. Die Polizei wurde gerufen, als ein Touristenführer zwei Teenager mit „etwas unter einer Decke verstecktem“ im Friedhof herumlaufen sah. Der 43-jährige Polizist Graeme Bowie fand im Mausoleum den aufgebrochenen Sarg und die mumifizierten Überreste Mackenzies allerdings ohne Kopf. Der 17-Jährige wurde zu einer dreijährigen Bewährung verurteilt, der 15-Jährige zu zwei Jahren auf Bewährung. Dies war der erste Fall von Grabraub seit Jahrzehnten in Schottland. 

Bloody Mackenzie findet keine Ruhe

Ein weiterer Vorfall ereignete sich 2021: Ein Mitarbeiter der Mackenzie Tour brach in das Mausoleum ein, entfernte den Deckel des Sarges und machte Bilder vom Leichnam. Er hatte irrtümlich der Schlüssel von der Friedhofsverwaltung zugeschickt worden. Bloody Mackenzie kommt auch 330 Jahre später einfach nicht zur Ruhe….

Nachtrag: 

Es steht mir fern, irgendwelche Gerüchte in die Welt zu setzen oder Aberglauben oder Ähnliches zu befeuern. Allerdings gebietet es mir meine journalistische Pflicht, alles zu schildern. Im Rahmen der Recherche war ich bei Mackenzies Grab und habe dort meine Eindrücke auf Band gesprochen. Als ich zuhause diese Aufnahmen abspielen wollte, waren sie verschwunden. „Dateifehler“. Sämtliche andere Dateien, vor dem Besuch am Friedhof und direkt anschließend waren einwandfrei. 

Sind Sie auch genervt von den pop-up Werbungen, die auf vielen Websites wie aus dem Nichts auftauchen?

Damit genau das hier nicht passiert, unterstützen Sie bitte freien Journalismus. Danke.

Quellen: 

Night At The Mausoleum: Taking on The MacKenzie Poltergeist – Hayley is a Ghost

Fraser_Joy.pdf

Sir George Mackenzie | Lawyer, Advocate, Jurist | Britannica

BEL BBC NEWS | UK | Scotland | Youths guilty of tomb violation | I Greyfriars Church, Edinburgh – Historiette Deacon Brodie – Historic UK

Mackenzie Poltergeist Attacks on City of the Dead Tours | City of the Dead has sole access to Edinburgh’s Covenanter’s Prison and the Black Mausoleum -Greyfriars‘ Prison

Colin Grant was talking to the spirit world when he unexpectedly joined them; Psychic dies of heart attack during seance.

Free Online Library One detail in chilling final photo of Edinburgh man is freaking people out 

Edinburgh Live Archibald Campbell, 1st marquess and 8th earl of Argyll | Biography, Facts, & English Civil Wars | Britannica

The Battle of Bothwell Bridge, 1679

The Covenanters‘ Prison: Here is the story behind Greyfriars Covenanters‘ Prison

The Covenanters‘ Prison, Edinburgh, 1679 #History #Scotland

Jardine’s Book of Martyrs mackenzie poltergeist tour attack

Peer Person Page

My brush with a ghost Vancouver Sun vancouversun.com › metro

‚It was demonic‘ – notorious Edinburgh poltergeist leaves… Edinburgh Live 

Haunted tomb at Greyfriars Kirkyard ‚opened with the remains disturbed – Scottish Daily Express

Attacked By A Poltergeist In The Most Haunted Place In The World : 1/Paranormal

Podcast Review: Unearthed (The Real Bloody Mackenzie). 

The Mackenzie Poltergeist – CITY OF THE DEAD TOURS

The Wreck of the Crown

The Book of the Old Edinburgh Club. — Vol. 1-35 (1908-1985): N.S. Vol. 1 (1991)-: Old Edinburgh Club

Internet Archive Greyfriars Kirkyard George Mackenzie’s Poltergeist & Peeves

Free Online Library American tourists left with ’scratches‘ after going on Edinburgh ghost tour – Daily Record

Famous haunted tomb inside historic Scots graveyard ‚opened and remains disturbed by ghouls‘ Daily Record George Mackenzie’s Mausoleum – Edinburgh, Scotland 

Atlas Obscura The Mackenzie Poltergeist: r/nosleep

https://www.bbc.com/news/uk-scotland-edinburgh-east-fife-63403618

dailyrecords.co.uk

Copyright/Photocredit:

Bild Mausoleum: Ingrid Müller

Bild Mackenzie zu Lebzeiten:By James Granger – A Biographical History of England: from Egbert the Great to the Revolution, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48202326

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