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Amsterdam in Orange: Der King´s Day

Einmal im Jahr heißt es in den Niederlanden: Feiern und verkaufen, was das Zeug hält. Der Anlass: der Geburtstag des Königs, der King´s Day. 

So viel Orange sieht man selten. Ende April kommen Leute aller Altersstufen mit Blumenketten, Kappen, Perücken, ja sogar WC Pümpel als Kopfschmuck auf die Straße. Natürlich alles in der Farbe der Oranjes. Die Stimmung ist schon am Nachmittag sehr ausgelassen. An vielen Straßenecken stehen kleine Verkaufsstände, an denen die Holländer mehr oder minder erfolgreich ihre Waren feilbieten. Kleiner Funfact am Rande: Holländer sind nicht dasselbe wie Niederländer. Holland ist nur ein Teil der Niederlande. Um genau zu sein: Noord-Holland und Zuid-Holland sind zwei von insgesamt zwölf Provinzen des niederländischen Königreichs. Amsterdam gehört übrigens zu Noord-Holland.

Eine Gruppe von jungen Männern mit Kostümen. Sie tragen Blumenketten, einen orangefarbenen Hut, Sonnenbrille und machen eine Party Geste. Sie stehen unter einigen Bäumen auf einem Gehweg.
Diese Amsterdamer wollen etwas Geld durch einen Verkaufsstand machen
Zwei junge Frauen, die ebenfalls orangefarbene Kleidung tragen. Sie haben weiße T Shirts und Blue Jeans an. Sie halten die Gesichter aneinander und lächeln. Sie stehen auf einer Straßenecke auf dem Bürgersteig.
Die beiden Mädels werden die Nacht in einem Klub ausklingen lassen.

Natürlich fragt man sich als Tourist, warum denn ausgerechnet an diesem Tag so viele Leute ihre Sachen verkaufen wollen. Ganz einfach: Alle Einnahmen am King´s Day müssen nicht versteuert werden. Das treibt die Kreativität bei vielen Einwohnern in ungeahnte Höhen. Neben den klassischen Flohmarktständen gibts auch viele Buden mit Spielen. Und die haben ein Hauptopfer: Donald Trump. Der derzeitige US-Präsident kriegt hier ordentlich sein Fett weg. Da wird an einem Stand auf ihn (in Dosenform) geschossen, bei einem anderen sollen seine Hinterlassenschaften durch einen Holzhammer platt gemacht werden.

Man kann aber auch in anderen Spielen sein Glück versuchen: Wer hält sich am längsten mittels Klimmzug an einer Holzstange? Wer schießt die meisten Dosen in den Recyclingcontainer? Oder auch sehr beliebt: „Wer erwischt mich mit einem nassen Schwamm?“. Dabei steht der Budenbetreiber hinter einer Holzplatte und steckt seinen Kopf durch ein Loch. Für zwei Euro kann man versuchen, ihm einen triefend nassen Schwamm ins Gesicht zu ballern. Was macht man nicht alles für einige Euros … 

Ein orangefarbener Stand mit einer Zeichnung von Präsident Trump vorne. Darauf stehen Dosen mit seinem Gesicht drauf. Hinter dem Stand ist ein junger Mann mit Wasserpistole. Die Bude steht in einem Park.
Mit der Abneigung gegen Mr. Trump lässt sich gut Geld verdienen.
Eine Tafel mit einem Loch in der Mitte. Darauf steht "hit me if you can", also Schlag mich, wenn Du kannst. Die Tafel steht in einem Park und hat ein Loch für den Kopf. Bei dem Spiel soll offensichtlich der Mann, der den Kopf durchsteckt , getroffen werden. Mit einem nassen Schwamm.
Der Betreiber dieses Standes hat sicher oft den Schwamm ins Gesicht bekommen.

Die erwähnte ausgelassene Stimmung könnte aber auch mit dem Alkoholkonsum zu tun haben, der an diesem Tag auf offener Straße erlaubt ist. So locker sind die Niederländer nämlich sonst nicht: Der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit ist eigentlich verboten. Außer am Koeningsdag, wie der Feiertag hier heißt. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre hat man gelernt und einige Änderungen vorgenommen: Alkohol darf draußen nicht aus Glasflaschen getrunken werden (Unfallgefahr) und es darf erst ab 11:30 Uhr mit der Ausschank begonnen werden.

Es begann als "Prinzessinnentag"

Der Königstag wird schon seit 1889 gefeiert und anfangs nicht am 27. April. Begonnen hat es als „Prinzessinnentag“, der zu Ehren von Prinzessin Wilhelmina am 31. August eingeführt wurde. Die Niederländer wollten dabei gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die ungeliebten lokalen Erntedankfeiertage loswerden und man wollte natürlich auch der Prinzessin etwas Gutes tun. Als sie 1891 den Thron bestieg, wurde der Feiertag zum Königinnentag umbenannt. Mit ihrer Nachfolgerin, Königin Juliana, änderte sich auch der Geburtstag und somit der Tag der Feierlichkeiten. Weil es irgendwann zu kompliziert wurde, den Feiertag mit jedem neuen Staatsoberhaupt anzupassen, wurde der Koenigsdag einfach immer am 27. April gefeiert. Eine Ausnahme gibt es, wenn es das Datum auf einen Sonntag fällt. In dem Fall werden die Feierlichkeiten vorverlegt. Man will sich schließlich nicht mit der Kirche anlegen. 

In Amsterdam haben die Straßenverkäufer gegen 19 Uhr ihre Geschäfte beendet und sich zu den restlichen Feierwütigen gesellt. Die Straßen sind gesäumt von jungen und im Herzen jung Gebliebenen. Gefühlt ist kein einziger Amsterdamer in seiner Wohnung, alle tanzen hier durch die Gassen. Tanzen macht hungrig, was so mancher Geschäftstüchtige ausnutzen und ruckzuck einen Streetfoodstand aufbaut. An jeder Straßenecke wummert ein anderer Beat aus den Boxen, teilweise hüpft auch der Magen im Takt mit, bei so viel Bass. Aber damit treffen die Veranstalter genau den Geschmack der ausgelassen feiernden Meute.

Gefeiert wird bei Weitem nicht nur auf dem Asphalt. Auch Partyboote haben Hochkonjunktur und schippern, begleitet von mehr oder weniger harmonischem Gesang, durch die Grachten. Hauptsache laut, Hauptsache Spaß. Alkohol senkt definitiv die Hemmschwelle. Die Wasserstraßen, die sich wie Lebensadern durch die niederländische Stadt ziehen, müssen dabei für so einiges herhalten. Der von einigen Party-People entsorgte Müll wird da noch das Beste gewesen sein. Einiges an Promille und das Wackeln eines Bootes haben sicher bei so manchem ihren Tribut gefordert.

Partyboote auf den Grachten in Amsterdam. Die Leute sind in Orange gekleidet. Sie fahren unter blauem Himmel zu wummernder Musik.
Die Partyboote fahren teilweise im Minutentakt auf den Grachten.
Man sieht die Amsterdamer Grachten stark verschmutzt, Müll treibt an der Oberfläche.
Nach dem King´s Day hat die Stadtreinigung einiges zu tun.

Wenn es spät abends auf den Straßen leerer wird, heißt das allerdings nicht, dass die Partytiger nach Hause gewankt sind. Nein, sie haben nur die Location gewechselt: Weg von den Straßen von Amsterdam, rein in die Klubs und Bars der Hauptstadt. Dort gehts weiter bis fünf Uhr morgens. Übrigens sind längst nicht alle Touristen so glücklich mit dem Lieblingsfeiertag der Niederländer. So meinte eine junge Touristin aus Albanien, ihr wäre es lieber gewesen, Amsterdam „in Ruhe erkunden zu können, ohne die Massen an angetrunkenen Leuten“. Sie wird wiederkommen – aber nicht mehr Ende April.

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